„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen:
Wurzeln und Flügel.“

Johann Wolfgang von Goethe
1749 – 1832

Zugegebenermassen haben Johann’s Worte für mich schon sehr viel mit Identität zu tun. doch was ist mit den Menschen, die genau dies nicht haben? Bei denen die Wurzeln auf den ersten Blick nicht so tief in den Boden ragen oder bei jenen, deren Wurzeln in einem Boden stecken, den sie mit Kindsfüssen nie betreten haben. Was ist eigentlich Identität? Ich frag mal kurz bei Konrad Duden nach. Schliesslich widmete er sich Zeit seines Lebens den Fragen der deutschen Sprache. Aha; laut Duden gibt es mehrere Bedeutungen für Identität:

„Echtheit einer Person oder Sache; völlige Übereinstimmung mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird“

„als „Selbst“ erlebte innere Einheit der Person“

Ich bin also – und ich spüre auch eine innere Einheit. Also muss ich offensichtlich eine Identität haben. Und irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass eventuell doch etwas anders ist. Sind es Goethes‘ Wurzeln, die bei mir vielleicht doch ein wenig verzweigter sind, oder doch die Tragkraft, die überdimensionierte Reichweite meiner Flügel, die mich eigentlich schon seit immer weit weg getragen haben. In Wirklichkeit war es mein Fahrrad, das mich mit Muskelkraft zu den nahegelegenen „Fäschtle“ getragen hat, damit die Biertrinker nicht aufstehen mussten und immer genug Nachschub da war. Die Jungs waren auf jeden Fall immer froh und natürlich sprang an so einem Nachmittag auch ein wenig Kleingeld in meine Tasche.

Doch woher kommt diese Neugier, mein Geschäftssinn und die fast pathologische Wertschätzung zu andern Menschen? Wer gab mir die Vorsicht und den Mut? Die Fähigkeit, beides im Gleichgewicht zu halten? Wer sind die Eltern, die einem den Charakter, die Eigenschaften, die Instinkte geben?
Wer bin ich? Weshalb bin ich? Warum bin ich so, wie ich bin? Hast du dir nicht auch schon mal diese Fragen gestellt?